Mit den W-Fragen die Bibel entdecken

Du möchtest die Bibel mit mehr Gewinn lesen, weißt aber nicht wie oder suchst neue Anregungen? Dann habe ich einen Vorschlag für dich, wie du mit sechs W-Fragen deine Bibel entdecken und die Texte besser verstehen kannst.

Grundsätzlich kannst du natürlich erst einmal die Bibelverse lesen, die in deiner Bibellese aufgetaucht sind oder die du dir ausgesucht hast und dich dann wieder anderen Dingen widmen. Ich weiß nicht, ob du viel davon hast, aber ein paar Verse hast du auf jeden Fall gelesen.

Wenn du mehr aus diesen Bibelversen herausholen möchtest, schlage ich dir vor, sie einmal im Zusammenhang zu lesen. Wenn du auf dieser Website auf die entsprechende Bibelstelle klickst, kannst du den Vers direkt im Zusammenhang in verschiedenen Übersetzungen lesen. In modernen Bibeln sind die inhaltlichen Abschnitte gekennzeichnet, so dass du in den meisten Fällen einen guten Überblick hast, welche Verse zusammengehören. Mehr dazu und auch zu den Gefahren, wenn wir den Kontext nicht beachten, findest du im Beitrag Kontext, Kontext, Kontext.

Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen.
2.Timotheus 3,16

Den größten Gewinn wirst du aber haben, wenn du dir die Zeit nimmst, den Bibeltext wirklich zu lesen, um so viel wie möglich zu erfahren. Dafür gibt es verschiedene gute Methoden und ich möchte dir einen Ansatz vorstellen, der dir helfen kann, deine Bibel besser zu verstehen. Stelle dir beim Lesen die folgenden Fragen und du wirst einen guten Einstieg in die Bedeutung des Textes finden:

WER – sind die Personen in diesem Text? Was wird über sie ausgesagt, was tun sie bzw. was sagen sie? Und ganz wichtig: Was erfahren wir über Gott und wer Gott ist?
  • Die Namen der zwölf Jünger

»Die Namen der zwölf Apostel sind: Simon, auch Petrus genannt, an erster Stelle, und sein Bruder Andreas; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zolleinnehmer; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon, der Zelot, und Judas Iskariot, der Jesus verriet.«

Nehmen wir als Beispiel die erste Bibelstelle „Die Namen der zwölf Jünger“ aus Matthäus 10,2-4. Wenn wir uns die Frage stellen, was über diese Personen ausgesagt wird, dann fällt uns Andreas auf, der Bruder von Petrus. Kennst du jemanden, der einen berühmten Bruder, eine berühmte Schwester oder ein berühmtes Elternteil hat? Fast jedes Mal, wenn Andreas vorgestellt wird, heißt es: „Das ist Andreas. Du weißt schon, der Bruder von Petrus.“ Wenn von Andreas gesprochen wird, dann i.d.R. in Bezug auf seinen berühmten Bruder. Schreib dir solche Beobachtungen auf und du wirst nach und nach die Bibel, und das Verhalten der Personen, besser verstehen.

WAS – passiert in diesem Textabschnitt? Welche Ereignisse sehen wir und in welcher Reihenfolge geschehen sie? Was versucht der Autor seinen Lesern mitzuteilen? Warum ist die Sache gut oder schlecht?
  • Die Pfingstpredigt des Petrus

»Jetzt trat Petrus zusammen mit den elf anderen Aposteln vor die Menge. Mit lauter Stimme erklärte er: Ihr Leute von Judäa und ihr alle, die ihr zur Zeit hier in Jerusalem seid! Ich habe euch etwas zu sagen, was ihr unbedingt wissen müsst. Hört mir zu!«

Kommen wir zur „Die Pfingstpredigt des Petrus“ aus Apostelgeschichte 2,14. Was passiert in diesem und den vorangegangenen Abschnitten, das zu dieser Predigt führt? Die Pfingstpredigt war keine von langer Hand geplante Evangelisations-Veranstaltung. Vielmehr führten bestimmte Ereignisse dazu, dass am Ende viele Menschen das Evangelium der rettenden Gnade annahmen. Was versucht Lukas, der Autor der Apostelgeschichte, seinen Lesern mit dieser Geschichte mitzuteilen? Alles hat seinen Grund, und wenn wir den herausgefunden haben, verstehen wir die Bibeltexte viel besser und können dann auch die richtigen Rückschlüsse für unser Leben ziehen.

WO – ereignet sich die Erzählung? Wo befinden sich die Menschen in dieser Geschichte? Wo kommen sie her und wo gehen sie hin? Wo befindet sich der Autor bzw. die ursprünglichen Leser des Textes?
  • Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter

»Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinunter. Unterwegs wurde er von Wegelagerern überfallen. Sie plünderten ihn bis aufs Hemd aus, schlugen ihn zusammen und ließen ihn halbtot liegen; dann machten sie sich davon.«

Nehmen wir als Nächstes „Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter“ aus Lukas 10,30. Hier stellen wir einmal die Frage, wo diese Geschichte geschehen ist. Du kannst mal in einen Atlas, oder auch Google Maps, schauen. Zwischen Jerusalem und Jericho ist trockene Wüste. Da wächst kein Baum, da sprießt kein Gras, sondern Sand soweit das Auge reicht. Ich war einmal im Frühling dort und es war unglaublich heiß und trocken. Jetzt stell dir diesen armen Mann einmal bildlich vor, der verletzt und halbtot im Sand liegt, und an dem die Menschen einfach vorbeilaufen. Und dann kam dieser fremde Samariter und kümmerte sich um ihn. Bekommst du ein Gespür, wie wertvoll es ist zu wissen, wo diese Geschichte geschehen ist?

WANN – sind die geschilderten Ereignisse passiert? Wann genau sind sie im Vergleich zu anderen Ereignissen in der Bibel passiert? Wann wurden sie aufgeschrieben?
  • Jesus betet früh am Morgen

»Früh am Morgen, als es noch völlig dunkel war, stand Jesus auf, verließ das Haus und ging an einen einsamen Ort, um dort zu beten.«

Kommen wir zur nächsten Geschichte „Jesus betet früh am Morgen“ aus Markus 1,35. Hier ist relativ einfach herauszufinden, wann Jesus gebetet hat – Frühmorgens. Aber das ist nicht alles. Wenn wir uns die Texte davor anschauen, dann merken wir, dass wir hier einen der arbeitsreichsten Tage im Leben von Jesus haben, den uns die Bibel berichtet und der bis spät in die Nacht ging. Ich denke, wir hätten Jesus ohne Weiteres einen langen und geruhsamen Schlaf gegönnt. Aber die Verbindung zu seinem Vater im Himmel stand ganz oben auf seiner Prioritätenliste, so dass er am frühen Morgen – nach sicherlich nur sehr wenigen Stunden Schlaf – das Gebet zu seinem Vater suchte. Wenn Jesus so ein großes Bedürfnis nach Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater hatte, wie groß sollte unser Bedürfnis sein?

WARUM – steht diese Aussage in der Bibel? Warum geht diese Geschichte einer anderen voraus bzw. folgt ihr? Warum sagt die Person dies oder warum sagt sie nichts?
  • Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

»Jesus fuhr fort: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere sagte zu ihm: Vater, gib mir den Anteil am Erbe, der mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter die beiden auf. Wenige Tage später hatte der jüngere Sohn seinen ganzen Anteil verkauft und zog mit dem Erlös in ein fernes Land. Dort lebte er in Saus und Braus und brachte sein Vermögen durch. Als er alles aufgebraucht hatte, wurde jenes Land von einer großen Hungersnot heimgesucht. Da geriet auch er in Schwierigkeiten.«

Kommen wir zur Geschichte „Das Gleichnis vom verlorenen Sohn“ aus Lukas 15,11-13. Hier könnte man sich die Frage stellen, warum eigentlich nur Lukas diese ausdrucksstarke und bekannte Geschichte erzählt, während die anderen Evangelien darüber schweigen. Welchen wichtigen Platz nimmt dieses Gleichnis im 15. Kapitel seines Evangeliums ein? Warum erzählt Lukas dieses Gleichnis ausgerechnet hier und nicht woanders? Mit der Warum-Frage stellen wir uns der Bedeutung einzelner Aussagen oder ganzer Texte.

WOZU – würde es führen, wenn ich diese Wahrheit auf mein Leben anwende? Was würde sich in meinem Leben ändern, wenn ich nach den Aussagen des Textes leben würde?
  • Wozu wir die Bibel brauchen

»Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen. So ist also der, der Gott gehört und ihm dient, mit Hilfe der Schrift allen Anforderungen gewachsen; er ist durch sie dafür ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist.«

Am Ende schauen wir uns noch einen letzten Bibeltext „Wozu wir die Bibel brauchen“ aus 2.Timotheus 3,16-17 an, um der Frage nachzugehen, was wir mit dem Gelernten jetzt machen. Diese Frage Wozu, oder auch Weshalb, soll uns dazu bringen etwas im Sinne des Autors zu unternehmen. Die Bibel wurde ja nicht geschrieben um unsere Neugier zu befriedigen, sondern um unser Leben zu verändern. Was bedeutet der Text bspw. für mein Denken, Reden, Handeln oder Empfinden?

Probiere es mal aus und staune über die Wunder, die Gott in seinem Wort für uns bereithält. Du kannst dir die Fragen Wer, Was, Wo, Wann, Warum, Wozu einfach auf eine kleine Karteikarte schreiben und in deine Bibel legen. Dann hast du die Fragen immer gleich parat.

  • WER – sind die Personen in diesem Text? Was wird über sie ausgesagt, was tun sie bzw. was sagen sie? Und ganz wichtig: Was erfahren wir über Gott und wer Gott ist?
  • WAS – passiert in diesem Textabschnitt? Welche Ereignisse sehen wir und in welcher Reihenfolge geschehen sie? Was versucht der Autor seinen Lesern mitzuteilen? Warum ist die Sache gut oder schlecht?
  • WO – ereignet sich die Erzählung? Wo befinden sich die Menschen in dieser Geschichte? Wo kommen sie her und wo gehen sie hin? Wo befindet sich der Autor bzw. die ursprünglichen Leser des Textes?
  • WANN – sind die geschilderten Ereignisse passiert? Wann genau sind sie im Vergleich zu anderen Ereignissen in der Bibel passiert? Wann wurden sie aufgeschrieben?
  • WARUM – steht diese Aussage in der Bibel? Warum geht diese Geschichte einer anderen voraus bzw. folgt ihr? Warum sagt die Person dies oder warum sagt sie nichts?
  • WOZU – würde es führen, wenn ich diese Wahrheit auf mein Leben anwende? Was würde sich in meinem Leben ändern, wenn ich nach den Aussagen des Textes leben würde?

Die W-Fragen und die Beispiele sind an das Buch „Bibellesen mit Gewinn“ angelehnt, siehe Hendricks, Howard G. und William D.; „Bibellesen mit Gewinn – Handbuch für das persönliche Bibelstudium“; Christliche Verlagsgesellschaft mbH, Dillenburg; 2. Auflage; S. 115-121

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