Beten mit der Bibel – #4 Vorbereitung

Wenn wir uns an den Gebeten der Bibel für unser eigenes Gebetsleben orientieren, dann bin ich davon überzeugt, dass wir i.d.R. anders beten werden. Unsere Ausrichtung wandelt sich von meiner eigenen Vorstellung von einem angenehmen Leben, hin zu Gottes Vorstellung für ein gutes Leben. Ich komme von meinen alltäglichen Sorgen hin zu dem, was Gott auf dem Herzen liegt. Ich lerne aus dem Hamsterrad meines kleinen bescheidenen Lebens auszusteigen und mich in den großen Plan Gottes einzufügen. 

Heute möchte ich euch ein paar vorbereitende Ratschläge geben, wie du deine Gebetszeit gestalten kannst.

1) Such dir einen Bibeltext zum Beten aus

Wow, das ist jetzt aber nicht besonders kreativ. Ich weiß, aber trotzdem sollte man sich darüber kurz Gedanken machen. Natürlich kannst du deine Bibel einfach irgendwo aufschlagen und über seitenlange Stammbäume aus dem ersten Buch der Chroniken beten. Oder du suchst weiter und landest bei religiösen, 3500 Jahre alten Ritualen in einem Heiligtum, das es schon lange nicht mehr gibt.

All das kann man im Gebet vor Gott bringen und es ist sicherlich auch eine Bereicherung die ganze Bibel im Gebet vor Gott zu bewegen. Aber für den Einstieg sind das sicherlich nicht die Texte, die ich dir empfehlen würde. Stattdessen schau doch einmal in den Psalmen vorbei, dem Gebetsbuch der Bibel. Oder du könntest dir die verschiedenen Gebete von Jesus, Paulus oder anderen biblischen Autoren vornehmen. Ich werde dir im Verlauf dieser Serie noch ein paar Vorschläge machen, mit denen du anfangen kannst.

2) Such dir eine für dich verständliche Bibel aus

Vielleicht hast du noch eine ganz alte, kostbare Bibel im Regal stehen, so eine Wunderschöne mit Goldrand und einer dicken Staubschicht drauf. Auch wenn sie schön anzusehen ist, kommt es nicht auf das Äußere an, sondern ob du die Bibel verstehst. Ob sie deine Sprache spricht. Wenn du die Bibel nicht verstehst, weil die Sprache so weit von deiner eigenen entfernt ist, dann hilft dir die Bibel nicht besonders viel. Wichtig ist, dass du verstehst was du liest, damit du darüber beten kannst.

Daher such dir eine gute moderne Übersetzung. Probiere gerne ein paar unterschiedliche Übersetzungen aus. Auf der Webseite https://www.bibleserver.com kannst du dir ein paar durchlesen und miteinander vergleichen. Ich selbst benutze gerne unterschiedliche Übersetzungen. Wenn ich einen Bibeltext bspw. für eine Predigt verstehen und vorbereiten möchte, nutze ich oft eher eine wörtlichere Übersetzungen, wie die Elberfelder, Schlachter oder Luther 1984. Wenn ich dagegen einfach die Bibel lese oder mit der Bibel bete, dann nutze ich eher eine kommunikativere Übersetzungen, wie zum Beispiel die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) oder die Neue Evangelistische Übersetzung (NEÜ), die mir das Verstehen und Beten einfacher macht. Aber egal für welche du dich entscheidest – wichtig ist, dass du verstehst was du liest.

3) Such dir einen ungestörten Ort zum Beten

Als Erstes, verbanne dein Handy am Besten aus dem Zimmer, wenn du wirklich ungestört beten möchtest. Ich habe den Eindruck, dass es heute nichts gibt, was uns effektiver ablenken und unsere Zeit rauben kann, wie das Handy. Daher ist es sinnvoll dieser Ablenkung direkt einen Riegel vorzuschieben.

Als Zweites such dir einen ruhigen Ort, wo du ungestört beten kannst und schließ die Tür. Viele haben gute Erfahrungen gemacht, indem sie ihre regelmäßige Gebetszeiten immer am gleichen Ort machen, bspw. auf einem bestimmten Sessel oder in einem bestimmten Raum. Durch die Gewohnheit erinnert uns dieser Ort direkt ans Beten.

Auch kann es helfen, Zettel und Stift bereitzulegen. So kannst du dir Dinge, an die du noch denken oder erledigen musst, direkt aufschreiben, damit sie dich nicht weiter in deinem Gebet ablenken. Oder du kannst dir Erkenntnisse aufschreiben, die du in deinem Gebet hattest.

4) Schaffe dir gute Gewohnheiten

Wenn wir unsere Gebetszeit dem Zufall oder Lust und Laune überlassen, mag das immer wieder gut funktionieren. Spontane Gebete der Dankbarkeit und Freude, aber auch der Trauer oder Enttäuschung über schlimme Dinge, sind ein wichtiger Bestandteil des christliches Glaubens- und Gebetsleben und machen das Leben eines Christen aus.

Wenn wir uns aber nur auf spontane Gebete verlassen, die evtl. nur durch unsere Gefühle hervorgerufen werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir früher oder später aufhören zu beten. Daher ist es sehr hilfreich, eine gute Gebetsgewohnheit zu entwickeln.

Der Prophet Daniel betete bspw. drei Mal am Tag zu festen Zeiten (Daniel 6). Der Schreiber des längsten Lobes über die Bibel – Psalm 119,164 – bekennt, dass er siebenmal am Tag Gott für seine Rechtsordnung lobt, in der sich Gottes Gerechtigkeit widerspiegelt. Johannes Calvin, einer der einflussreichsten Theologen der Reformation, empfiehlt fünf Gebetszeiten am Tag – nach dem Aufstehen, vor dem Arbeitsbeginn, mittags, am Ende der Arbeit und kurz vor der Nachtruhe. Aber egal wie du deine Gebetszeit an deinem Tag planst, feste Gewohnheiten helfen uns auch in schwierigen Zeiten und bei Lustlosigkeit am Gebet und der Begegnung mit Gott festzuhalten.

5) Bitte Gott, dir in seinem Wort zu begegnen

Wir beten, damit wir Gott begegnen. Wenn Gott sich nicht in Jesus zu uns begeben hätte, würden unsere Gebete nur so weit reichen, wie der Schall unsere Stimme trägt. Aber durch Jesus haben wir einen freien Zugang zu Gott, unserem Vater. Daher bitte Gott, dir in deiner Gebetszeit zu begegnen, so dass du mit offenem Herzen und offenen Ohren Gottes Wort aufnimmst und in Ruhe beten kannst. Bete, dass Gott alle Ablenkung wegnimmt, alle schweifenden Gedanken auf sich ausrichtest und du gestärkt und ermutigt aus dieser Gebetszeit herausgehst.

Probiere es einmal aus und bereite dich vor. In der nächsten Einheit schauen wir ganz konkret, wie man mit der Bibel beten kann.

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