Beten mit der Bibel – #5 Jetzt wird gebetet
Jetzt geht’s los und ich will dir zeigen, wie man mit der Bibel beten kann. Gott hat uns mit der Bibel eine grandiose Möglichkeit geschenkt, auf einfache Art und Weise ein lebendiges Gebetsleben zu führen. Und weißt du was das Schöne an dieser Methode? Sie ist ganz einfach und jeder Christ, egal wo auf der Welt oder in welchen Umständen er gerade lebt, kann mit dieser Methode beten.
Denn wenn Gott auf der einen Seite alle seine Kinder zum Beten aufruft, und auf der anderen Seite Christen auf allen Kontinenten wohnen und in den unterschiedlichsten sozialen Schichten leben – dann muss Gebet ganz einfach sein. Auf diesen Gedanken hat mich Donald S. Whitney (Professor für biblische Seelsorge am Southern Baptist Theological Seminary) in seinem Buch „Mit der Bibel beten“ gebracht. Einige Gedanken aus diesem Beitrag sind aus diesem wertvollen Buch, das im Verlag „Voice of Hope“ erschienen ist.
Gott ruft alle Menschen zu sich. Dabei ist es egal, ob einem Gläubigen die Fülle an unterschiedlichen Bibel-Übersetzungen, theologischen Werken und christlichen Gemeinden zur Verfügung steht, oder all das fehlt. Gott adoptiert seine Kinder aus allen Teilen der Welt, in Städten und Dörfern, im Dschungel oder der Steppe, in Wüste oder fruchtbarem Ackerland, oder in anderen unwegsamen Gebieten dieser Erde. Sein Volk besteht aus Menschen, unabhängig ihrer Bildung, ihrem Alter, ihren Erfahrungen, ihrer Herkunft oder den Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen.
Wenn Gott also von all den unterschiedlichen Menschen möchte, dass sie zu ihm beten, dann muss Gebet an sich etwas ganz Einfaches sein. Etwas, dass jeder verstehen und tun kann, so dass jeder ein erfülltes Gebetsleben führen kann. Das ist doch wunderbar!
Lasst uns an Hand des „Vater unsers“ aus Matthäus 6,9-13 anschauen, wie Beten mit der Bibel aussehen kann. Dabei schauen wir uns Satz für Satz, oder Zeile für Zeile an, und beten einfach was uns dazu einfällt zu Gott. Oft hilft es den Satz laut und betont zu lesen, um dann über einzelne Aspekte im Gebet nachzudenken. So kannst du einfacher den Fokus im Gebet auf diesen Teil des Bibeltextes richten.
Vater unser, der du bist im Himmel – Wenn wir diesen ersten Satz nehmen, können wir z.B. die drei Wörter Vater, Unser und Himmel einzeln betonen und als Grundlage für unser Gebet nutzen. Bei jedem dieser Wörter betest du das, was dir gerade in den Sinn kommt. Das könnte bspw. so aussehen.
Vater unser im Himmel. Lieber Vater, ich liebe dich. Du bist der allmächtige Schöpfer von Himmel und Erde, der ewige König – und doch hast du dich trotz deiner Größe und Heiligkeit für mich entschieden. Du wolltest, dass ich dein Kind bin, weil du mich so sehr liebst, obwohl ich es nicht verdient habe. Das übersteigt mein Denken, aber ich bin dir so dankbar dafür.
Himmlischer Papa, du weißt, dass ich mich oft so einsam und alleine fühle. Bitte hilf mir deine väterliche Liebe immer tiefer zu verstehen und schenk mir eine wachsende Freude an deiner Nähe. Hilf mir bitte im Gebet und der Beziehung zu dir zu wachsen, und erfülle mich mit deiner Freude. Du liebst mich so viel mehr als ein guter Vater sein Kind. Wenn ich daran denke, wie sehr ich meine Kinder liebe – dann weiß ich, dass deine Liebe zu mir noch so unendlich viel größer ist, als ich meine Kinder jemals lieben könnte.
Vater unser im Himmel. Du bist unser Vater. Als Christ stehe ich nicht alleine in der Welt, sondern gehöre zu deiner Gemeinde überall auf der Welt. Ich bin an meinem Wohnort mit deinen Kindern im Dschungel Südamerikas, in der Steppe Afrikas, in den Arbeitslagern Nord-Koreas, in den Städten Amerikas und wo sonst auf der Welt Menschen dich anbeten verbunden. Wir gehören zusammen durch Jesus Christus.
Ich bitte dich, dass du meine Glaubensgeschwister in aller Welt in allem Leiden, in allen Versuchungen, in allen Konflikten beistehst, bis wir eines Tages gemeinsam vor dir stehen, um dich anzubeten.
Vater unser im Himmel. Du bist unser himmlischer Vater. Du bist nicht von dieser Erde, sondern thronst im Himmel. Oh Gott, bitte segne meine Kinder, dass sie dich als himmlischen Vater erkennen und sehen, wie sehr du auch sie liebst. Bitte, bewahre sie im Leben und hilf ihnen auf guten Wegen zu gehen. Bitte beschütze meine Familie, bis wir eines Tages bei dir sind. Bitte hilf mir und meiner Familie ein Leben zu führen, das dir gefällt.
So könnte ein persönliches Gebet mit den ersten Worten aus dem Vater unser aussehen. Vielleicht fallen dir bei den einzelnen Anliegen auch noch ganz konkrete Situationen oder Menschen ein, die du in dein Gebet einschließen kannst. Wichtig, bete dein eigenes Gebet und benutze nicht einfach meine Worte. Nur so wirst du dem lebendigen Gott begegnen. Ist eigentlich gar nicht so schwer, oder? Wenn dir nichts mehr dazu einfällt für was du beten kannst, dann nimmst du einfach den nächsten Satz oder die nächste Zeile.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Lieber Vater, ich wünsche mir, dass dein Reich des Friedens auf dieser Erde wächst. Auf dieser Erde herrscht so viel Leid, so viel Streit und Krieg, so viele Sorgen. So vieles, was mein Leben belastet und mir die Freude nimmt. Aber du hast uns die Hoffnung gegeben, dass eines Tages alles gut wird. Dein Reich kommt und ich freue mich so sehr darauf in deiner Nähe zu sein.
Herr Jesus, du hast dein Leben für mich geopfert und kommst, um eines Tages alles gut zu machen. Ich bete, dass Menschen dich kennenlernen und deiner grenzenlosen Liebe begegnen, um in dir Frieden und Versöhnung zu finden. Bitte mach mich mehr und mehr zu einem Menschen des Friedens. Du weißt um den Streit, in dem ich gerade stehe. Bitte vergib mir, wo ich Öl ins Feuer gieße und hilf mir in deiner Liebe auf dem Weg zur Versöhnung beizutragen.
Es tut mir leid, dass ich mich so oft um Dinge drehe, die eigentlich gar nicht wichtig sind – meine Sorgen, meine Wünsche, meine Anliegen. Lehre mich, deine Anliegen vor meine zu stellen und deine Wünsche höher zu achten als meine. Schenke bitte, dass nicht mein Wille geschieht, sondern deiner. Ich habe nicht im Blick, wie oft das, was ich mir wünsche, am Ende zum Schaden wird. Bitte schenk, dass dein Wille in meinem Leben sichtbar wird, weil das das Beste ist, was mir geschehen kann.
Unser tägliches Brot gib uns heute. – der nächste Abschnitt ist eine tolle Gelegenheit dafür zu beten, was du an diesem Tag wirklich brauchst. Gerade im reichen Deutschland haben wir so viel, was wir eigentlich gar nicht brauchen und vieles davon ist uns trotzdem ganz arg wichtig. Dieser biblische Satz hilft mir den Blick darauf zu richten, was wirklich zählt – nicht was ich gerne hätte.
Lieber Vater, ich bitte dich, dass du mir am heutigen Tage alles zur Verfügung stellst, damit ich als dein Kind alles tun und lernen kann, was du von mir möchtest. Bitte schenk mir alles, was mein Körper an Nahrung, an Kleidung usw. braucht, um dir nachzufolgen.
Schenk mir bitte die Ruhe und Gelassenheit, in Problemen und Streit den Frieden zu suchen und allen Menschen heute in Liebe zu begegnen. Danke, dass du mich mit allem versorgst, was ich brauche. Mit Medikamenten für meine Krankheit, mit Menschen die mir helfen, mit Geräten die mir das Leben erleichtern. Hilf mir, es zu deiner Ehre zu gebrauchen.
Und lieber Vater, du siehst, dass ich nicht weiß wie ich die Rechnungen bezahlen soll. Bitte schenk mir die finanziellen Mittel, damit ich ohne Schulden leben kann. Amen.
Und so kannst du das Vater unser weiterbeten. Satz für Satz, Zeile für Zeile und es zu einem Gebet zu deinem himmlischen Vater machen. Du sprichst einfach über alles, was dir während dem Lesen in den Sinn kommt. Wenn du einzelne Verse nicht verstehst, oder nicht weißt was du beten sollst, dann mach einfach mit dem nächsten Vers weiter. Sprich mit Gott im Gebet, während du einfach weiterliest.
An dieser Stelle möchte ich noch einschieben, dass wir hier vor allem beten und keine Bibelauslegung betreiben. Es ist natürlich für unseren Glauben sehr wichtig, dass wir die Bedeutung der Bibel und der einzelnen Abschnitte und Verse wirklich verstehen. Nur so können wir wirklich im Glauben und Leben Jesus immer ähnlicher werden. Und eine richtige Auslegung bewahrt uns natürlich auch vor falschen Wegen im Leben. Daher ist es unerlässlich immer wieder die genaue Bedeutung eines Textes zu suchen. Aber im Unterschied zur Bibelauslegung wollen wir hier beten und Zeit mit Gott verbringen.
Gott sagt bspw. in Philipper 4,6: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ Wir dürfen in allen Dingen zu Gott kommen, mit allem was uns bewegt oder was uns einfällt, was uns Sorgen macht oder Freude bereitet. Das Wort Gottes inspiriert uns zum Beten. Einige Gebete, die ich auf diese Art und Weise gebetet habe, würde ich so nie in einer Predigt sagen. Ich weiß, dass sich die Bedeutung des Textes und mein Gebet voneinander unterscheidet.
Beispielsweise würde ich in einer Predigt nie behaupten, dass es im Satz „Vater unser, der du bist im Himmel“ darum geht, dass ein Mensch zum Glauben kommt. Genauso wenig würde ich den Satz als Begründung anführen, um Menschen zu motivieren, ihrem Nachbarn von Jesus zu erzählen. Das wäre falsch, denn darum geht es in diesem Satz nicht. Aber ich kann dafür beten, dass meine Kinder Gott als ihren himmlischen Vater kennen und lieben lernen. Ich darf beten, dass wir eines Tages vor dem Zubettgehen in voller Überzeugung sagen können „Vater unser“, weil wir als ganze Familie zu Gott gehören. Merkst du den Unterschied? Auf diese Weise unterscheidet sich unsere Bibelauslegung und unser Gebet, so dass ich alles im Gebet vor Gott bringe, was mich im Leben bewegt – es aber nicht automatisch als Begründung für biblische Überzeugungen nutze.
Ein Letztes, bevor ich diesen Artikel beende. Es kann sein, dass dir 15 oder 20 Verse am Stück nichts einfällt, für was du beten kannst. Aber auf einmal merkst du, der nächste Vers hat etwas mit deinem Leben zu tun. Nirgends ist gefordert, dass wir jeden Vers beten müssen, damit der Psalm vollständig wird. Wenn dir also nichts einfällt, dann geh einfach weiter bis dir wieder etwas zum Beten einfällt.
Einfach gesagt bedeutet beten mit der Bibel, dass das Wort Gottes uns zum Beten inspiriert. Wir lesen einen Satz oder eine Zeile und beten alles was uns einfällt. Auf diese Weise redet Gott durch die Bibel zu uns und wir antworten im Gebet. Denn Jesus hat gesagt: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben. (Johannes 6,63)“
Aufgabe
Jetzt werde selbst aktiv. Ich habe dir ein Beispiel gegeben und jetzt bete das Vater unser aus Matthäus 6,9-13 einmal in eigenen Worten weiter. Was fällt dir zu den einzelnen Versen ein, was du als persönliches Gebet zu Gott zurück beten kannst?