Kontext, Kontext, Kontext
Kontext ist eins der wichtigsten Wörter, wenn du die Bibel besser verstehen möchtest. Im Prinzip geht es einfach darum, dass jeder Bibelvers immer einen vorangehenden und einen nachfolgenden Text hat, in den der Bibelvers eingebunden ist. Gut, einmal von 1. Mose 1,1 dem ersten und Offenbarung 22,21 dem letzten Vers der Bibel abgesehen. Aber sonst gibt es immer Verse, Abschnitte, Kapitel und ganze Bücher, die vor und nach deinem Bibelvers stehen und oftmals entscheidenden Einfluss auf die Bedeutung einzelner Verse haben.
In Anbetracht von wenig Zeit, geringer Energie oder einfach Faulheit, neigt man ja schnell dazu sich einen Vers auszusuchen und den Rest auszublenden. Der Vers – insbesondere so schöne Postkarten-Verse – klingt ja schon für sich alleine gut. Warum sollte man sich de Mühe machen weiterzulesen? Naja, ein einfacher Grund sind peinliche Missverständnisse.
Stell dir einen jungen Mann vor, der von der Frau die er liebt einen Brief bekommt. Im Brief stehen die berühmten Worte „Ich liebe dich“ und der junge Mann freut sich riesig. Wer würde sich nicht freuen. Vielleicht wäre es aber besser gewesen, wenn der Mann den ganzen Brief gelesen hätte. „Ich liebe dich – das würde ich dir niemals sagen und möchte dich nie wieder sehen“. Hätte der Mann den ganzen Brief gelesen, wäre ihm ein äußerst peinliches Missverständnis erspart geblieben. Das Gleiche gilt für uns, wenn wir die Bibel lesen.
Ein Beispiel von so einem typischen Vers: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ aus 1. Petrus 5,7. Super Sache. Wir müssen unsere Sorgen nur auf Jesus werfen und Jesus kümmert sich um alles und wir dürfen gechillt weiterleben. Yes!
Frustrierend wird es nur, wenn wir merken, dass die Sorgen gar nicht aufhören und die Situation sich partout nicht ändert. Dann haben wir ein echtes Problem, denn offensichtlich ist Gott doch nicht so vertrauensvoll, wie wir dachten. Oder?
Naja, wenn wir uns nur einzelne Verse anschauen, dann merken wir vielleicht gar nicht, dass es eine Bedingung für diese Aussage gibt. Und dann kommt es zu einem peinlichen Missverständnis, wie das bei dem jungen Mann der Fall war. Denn wenn ich von der Bedingung nicht weiß und dementsprechend auch nicht erfülle, nun – dann brauch ich mich auch nicht wundern, wenn sich der Vers offensichtlich nicht als wahr erweist.
Vor dem Vers 7 heißt es nämlich: „Desgleichen ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter. Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“
Wenn wir uns vor Gott demütigen, man könnte vielleicht auch einfach sagen, wir lassen Gott einfach machen und unser Leben gestalten, dann brauchen wir uns auch keine Sorgen mehr machen. Ich darf Gott all meine Sorgen anvertrauen und erlaube ihm mit meinem Leben zu tun, was er möchte. Es mag sein, dass ich mit meinem Wunschpartner eine Beziehung anfange, oder auch nicht. Es mag sein, dass ich diesen Job bekomme, oder auch nicht. Es mag sein, dass es mir gesundheitlich besser geht, oder auch nicht. Am Ende bleibt aber, dass das Beste, was mir im Leben passieren kann nicht der Partner, der Job oder die Gesundheit ist – sondern Gott selbst und dass er mein Leben gestaltet. Wenn du in dieser Art Gott vertraust und ihn einfach machen lässt, dann brauchst du dir wirklich keine Sorgen mehr machen. Gott ist der ultimative Sorgen-Kümmerer den es gibt. Andernfalls wartet eine große Enttäuschung auf dich.
Daher will ich dir Mut machen über einzelne Verse hinauszulesen und zu vertrauen. Gottes Wort – die Bibel – steht felsenfest in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Unzählige Menschen aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten, Kulturen und Sprachen haben die Erfahrung gemacht, dass Gott absolut zuverlässig und liebevoll ist, und sich um alle Sorgen kümmert. Super, oder?