Empfindungen im Gebet
Es ist spannend zu sehen, wie emotional die biblischen Personen im Gebet vor Gott kommen. Sie stehen in den unterschiedlichsten Herausforderungen, aber was sie alle verbindet ist ihre Liebe zu Gott – in der größten Freude und im tiefsten Leid. Gefühle, Emotionen, Empfindungen – die Bibel spiegelt die ganze Bandbreite menschlicher Empfindungen wider. Das zeigt uns, das Gebet uns als ganzen Menschen ausmacht.
Der große jüdische König David jubelte über Gott und sang ihm Lieder voller Anbetung und Freude. „HERR, über deine Macht freut sich der König, ja, wie sehr jubelt er über deine Hilfe! (Psalm 21,2 NGÜ)“
Der Apostel Johannes begegnet dem auferstandenen Jesus in seiner ganzen Macht und Herrlichkeit, und fällt wie Tod nieder – überwältigt von der strahlenden Schönheit Jesu: „Bei seinem Anblick fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder (Offenbarung 1,17 NGÜ)“
Jesus betet voller Schmerz kurz vor seiner Hinrichtung: „Petrus, Jakobus und Johannes jedoch nahm er mit. Von Angst und Grauen gepackt, sagte er zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht! Er selbst ging noch ein paar Schritte weiter, warf sich zu Boden und bat Gott, die Leidensstunde, wenn es möglich wäre, an ihm vorübergehen zu lassen. (Markus 14,33–35 NGÜ)“
Der Schreiber von Psalm 119 liebt Gottes Wege so sehr, dass er nicht anders kann, als Gott für sein Gesetz zu loben: „Es erfüllt mich mit Freude, den Weg zu gehen, den du als richtig bezeugst; darüber bin ich glücklicher als über alles, was man besitzen kann. (Psalm 119,14 NGÜ)“
Paulus verbringt eine höchst emotionale Gebetsversammlung mit den Ältesten auf Ephesus, bevor er sich weiter auf den Weg nach Jerusalem machte: „Als Paulus geendet hatte, kniete er zusammen mit allen Ältesten nieder und betete mit ihnen. Danach brachen alle in lautes Weinen aus, fielen ihm um den Hals und küssten ihn wieder und wieder. Am meisten bedrückte sie, dass er gesagt hatte, sie würden ihn nicht wiedersehen. (Apostelgeschichte 20,36–38 NGÜ)“
In Psalm 13 erleben wir die tiefe Verzweiflung eines Mannes, der sich von Gott verlassen fühlt und von seinen Feinden umgeben ist: „Wie lange noch muss ich unter tiefer Traurigkeit leiden und den ganzen Tag Kummer in meinem Herzen tragen? Wie lange noch darf mein Feind auf mich herabsehen? (Psalm 13,3 NGÜ)“
Hiob verflucht den Tag seiner Geburt und klagt Gott an: „Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: Ein Knabe kam zur Welt! (Hiob 3,3 LU84)“ und „Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet. (Hiob 6,4 LU84)“
Wieder in den Psalmen finden wir den Aufruf gemeinsam Gott zu loben: „Kommt, wir verkünden gemeinsam, wie groß der HERR ist! Lasst uns miteinander seinen Namen rühmen! (Psalm 34,4 NGÜ)“
Und wenn wir uns alleine das Buch der Psalmen anschauen, dann finden wir ein ganzes Buch voller Emotionen: Von tief empfundenem Schmerz bis zu unbändiger Freude findest du alle Facetten des menschlichen Lebens. Um nur mal ein paar zu nennen: Schmerz über das größte menschliche Leid, Angst vor anderen Menschen, Verzweiflung im Angesicht schwerer Schicksalsschläge. Aber auf der anderen Seite durchzieht die Freude das ganze Buch in hoffnungsvoller Sehnsucht, Rettung aus großer Not, tief empfundener Dankbarkeit und eben auch der unbändigen Freude an Gott selbst.
Manche Beter sind eher nüchtern, andere eher emotionaler. Sie erkannten, dass sie in Gott all ihre Freude, all ihre Hoffnung und all ihre Zuversicht hatten und so kamen sie, wie sie waren, vor ihren geliebten himmlischen Vater. Sie versteckten sich nicht, sondern kamen teils schonungslos ehrlich vor Gott. Das macht Gebet reich und wertvoll.