kreuz+quer: Identität, die was kostet
Wir starten in einen neuen Monat kreuz+quer zum Thema „Der wunderbare Gott – der Gott, der alles neu macht.“ An dieser Stelle möchte ich David und Loni für ihre Impulse in den letzten beiden Monaten danken. Ich freu mich, dass wir so viele unterschiedliche Impulse aus der Gemeinde haben, um unseren wunderbaren Gott näher kennenzulernen.
Diesen Monat bereichern uns Johannes und Carmen Wagler mit wöchentlichen Impulse und vielen Beispielen aus ihrem neuen Zuhause in Ecuador. Ich freu mich von euch und euren Begegnungen zu hören. Denn unser Gott ist der, der alles neu macht.
Wir waren mit den Impactlern in der Vorweihnachtszeit sehr viel in der Region um Ibarra unterwegs und haben ein kleines Weihnachtsprogramm gestaltet. Dieses bestand aus einem kurzen Theaterstück mit dem Inhalt der Weihnachtsgeschichte, Spielen und einer kleinen Tüte mit Süßigkeiten.

Das ist im Übrigen besonders in der ärmeren Bergregion um Ibarra herum das einzige, was die Kinder mit Weihnachten verbinden: irgendwann kommen die Weißen, es gibt einen schönen Nachmittag und eine kleine Tüte mit Süßigkeiten – und dann ist das Weihnachten gewesen. Aber das nur als Bemerkung am Rande.
Eines Nachmittags waren wir in einem dieser Bergdörfer mit insgesamt 40 Familien. Nur eine dieser Familien war gläubig und hatte uns auch eingeladen. Ein bisschen typisch für Ecuador fing alles ein wenig später an, als geplant und ging demnach auch länger als veranschlagt.
Die Familie, die uns in ihr Dorf eingeladen hatte, bat uns nach der Veranstaltung, noch bei ihnen ein „Refrigerio“ entgegen zu nehmen: Kaffee mit ganz viel Zucker, Milchbrötchen und einem Stück Käse (eine Mischung aus Hirtenkäse und Mozzarella: sowohl in der Konsistenz als auch im Geschmack). Das Besondere an diesem Käse war: er war selbst hergestellt. Die Familie besaß eine Handvoll Rinder und verarbeitete die Milch zu eben jenem Käse.
Wir waren für die Gastfreundschaft und die Stärkung sehr dankbar und genossen alle die gute Gemeinschaft. Ein paar Tage später erfuhren wir die Umstände, in denen diese Familie lebte. Sie waren bis zu ihrer Entscheidung, Jesus als ihren Herrn und Erlöser anzuerkennen, Teil der Dorfgemeinschaft und als kleine Käseproduzenten geachtet. Die Vermarktung von etwa einem Käse pro Woche half der Familie, neben der Erzeugung anderer Produkte, finanziell über die Runden zu kommen.
Seit sie im Dorf bekannt gegeben hatten, sich in ihrem Denken und Handeln mehr auf Jesus auszurichten und an seinem Handeln orientieren zu wollen, erlebte diese Familie sofortige Ausgrenzung. Die Menschen aus ihrem eigenen Dorf kauften nur noch selten ihre Kartoffeln, den Käse oder Paprika. Und hinter vorgehaltener Hand wurde erzählt, dass sie von dieser seltsamen Kirche (Liebenzeller Mission Ecuador) bezahlt würden um zu erzählen, dass sie nun Jesusnachfolger seien. Daher brauche man auch jetzt nicht mehr bei ihnen einkaufen.
Konkret hatte diese Entwicklung für die Familie zur Folge, dass sie ihre Erzeugnisse auf dem Markt in Ibarra verkaufen mussten – zwei bis drei Stunden Busfahrt entfernt. Der Markterlös reichte manchmal nur für das Busticket.
Als wir die Hintergründe erfahren hatten, wurde uns allen schlagartig klar, dass wir an dem Abend nach unserem kleinen Weihnachtsprogramm mit den Lebensmitteln der Familie für ein bis zwei Wochen verköstigt wurden.
Dies hat uns sehr bewegt und besonders bei den Impactlern den Horizont geöffnet hinsichtlich der eigenen Vorstellung von „genug für sich selber haben“ und „Großzügigkeit“. Die Familie hat mit freudigem Herzen gezeigt, dass ihre neue Identität in Christus sie auch etwas kostet – zum Beispiel das Ansehen und die Akzeptanz in ihrem Dorf, sowie finanzielle Einbußen. Aber dass diese neue Identität diese scheinbaren Nachteile Wert ist und sie gerne von dem Geben, was sie im Moment haben.